ehem. Stiftsmühle und Franzosenstein am Florinshof

Mendig

Franzosenstein oder Napoleonstein

Auf der flachverlaufenden dreikantigen Spitze sind Handwerkszeuge der Steinhauer eingemeißelt, Hammer, Spitzhammer, Schlageisen und Winkel. Auf der Spitze befand sich ursprünglich eine kleine Kugel.


Geschichte des Steins :
Wilhelm Kloeppel wurde am 21. Juli 1774 in Obermendig geboren. Er starb am 22. April 1851. Von Beruf Steinmetz wurde er in der napoleonischen Zeit zum Gemeindewaldschütz bestellt. Verheiratet war er seit 1803 mit Barbara Hermann, geboren am 30. Oktober 1780. Sie wohnten in der heutigen Laacherstraße 51. Das Haus wurde laut Inschrift über dem Türsturz 1823 in Stein errichtet, vermutlich nach dem großen Brand, der das Dorf verwüstete. Eingebaut waren Steinkonsolen und Mühlsteine.
In dem Distrikt Fuchshöhle errichtete Wilhelm Kloeppel 1812 auf einer Waldparzelle diesen kleinen Obelisken. Das Ehepaar Wilhelm und Barbara Kloeppel verbrachte bei schönem Wetter viele Stunden vor der Grotte mit Kaffee, Gebäck und Stricknadel. Daher bekam dieser Fleck im Volksmund den Namen „Klöppelslost“.
Der Obermendiger Chronist Jack Mittler berichtet :
„Drüben im Walde stand ein kleiner Obelisk 1,50 m hoch, dreikantig, nach oben verjüngt, mit einer kleinen Kugel auf der abgeschrägten Spitze“.
Der Heimatdichter Florin Kloeppel, geboren am 20. Mai 1876 in Obermendig, gestorben am 30. Dezember 1958, dessen Mutter eine Nachfahrin der Schwester Wilhelm Kloeppels war, erbte dieses Waldstück mit dem Obelisken von seiner Mutter, geb. Erb. Er schrieb dazu :
„Der Wilhelm Kloeppel hatte in den Tuffblätterigen Boden eine Grotte gegraben, davor war eine Brennstelle, mit Bank und Tisch. Vor dem Areal pflanzte Wilhelm Vogelkirchen, wilde Beeren, Schneeball, Tannen und Akazien.
In den Grotten stand auch dieser Stein. Da aber in der Nachkriegszeit so viel zerstört wurde, nahm ich ihn in meine Obhut. (Anm.: nach dem Ersten Weltkrieg) Er steht jetzt als Torwächter in meinem Garten. Und wird es bald Frühling fühlt er sich wieder unter seinen Waldkameraden. Dann blüht neben ihm der große Holunderstrauch, Goldregen träufelt neben ihm und wilder Wein rankt zu ihm hinab, dem Napoleonstein.“

Den Garten erbte Frau Maria Porten, geb. Klöppel, eine Tochter des Florin Klöppel. Nach Aufgabe des Gartens stand der Stein einige Jahre als Leihgabe im Vulkanmuseum in Mendig. 2024 erklärten ihre 3 Kinder, Enkel des Florin Klöppel, dass sie den Obelisken der Gemeinde Mendig übereignen. Herr Wolfgang Schlags, in dessen Besitz sich der historische Hirschbrunnshof heute befindet, stellte diesen Platz neben dem Tor zum Hirschbrunnshof für den Obelisken zur Verfügung. Der Initiative von Herrn Schlags ist auch die Aufstellung des Obelisken und bauliche Gestaltung dieses Ortes zu verdanken.


Zur Widmung auf der 3. Seite des Steines
(der wegen des Inhaltes auch stets als Franzosen- oder Napoleonstein bezeichnet wurde).
Paul-Francois-Marie-Adrien de Lezay-Marnésia war in der französischen Zeit des Rheinlandes von 1806 bis 1810 Präfekt des Département de Rhin-et-Moselle mit Sitz in Koblenz. Er wurde geboren am 9. August 1769 in Moutonne, Département Jura in Frankreich, gestorben am 9. Oktober 1814 in Haguenau, Elsass, an den Folgen eines unglücklichen Sturzes. Er hatte in Göttingen studiert, sprach fließend Deutsch und übersetzte Schillers Don Carlos ins Französische. Im Département de Rhin-et-Moselle kümmerte er sich vor allem um das Schulwesen, die Landwirtschaft und den Straßenbau. In Koblenz legte er eine grüne Uferpromenade an, die den Namen Parc Lezay-Marnesia erhielt.


Das Rheinland in der französischen Zeit
Die französische Revolution von 1789 und die Besetzung des linksrheinischen Rheinlandes von 1793 bis 1814 hat die Geschichte des Rheinlandes nachhaltig geprägt. Im Frühjahr 1798 begannen die Franzosen im Linksrheinischen mit der Organisation der Verwaltung und Justiz nach französischem Muster. Dies wurde vor allem durch Napoleon, der seit 1799 in Frankreich Erster Konsul und seit 1804 Kaiser der Franzosen war, weiter vorangetrieben. Die Säkularisation wurde durchgeführt, d.h. die kirchlichen und fürstlichen Besitztümer wurden in privates Besitztum überführt und das Lehnswesen wurde beseitigt. In dieser Zeit erwarb Leonard Hirschbrunn, der Verwalter und erster Bürgermeister der Mairie (Amtsbezirk) Sankt Johann war den Zehnthof in Obermendig vom St. Florinstift in Koblenz.
Die Beseitigung der zahlreichen vormaligen Staatsgefüge des Alten Reiches, die territoriale Neueinteilung mit einer straff gegliederten Verwaltung, die Neuordnung der Justiz, die Umschichtung der Gesellschaft durch Aufhebung des Adels, die Enteignung der Klöster und die Abschaffung der Abhängigkeitsverhältnisse sowie aller Feudalrechte sorgten für einen grundlegenden Wandel und leiteten einen Modernisierungsschub großen Ausmaßes ein.
Im Januar 1814 rückte die Befreiungsarmee unter Blücher in das Rheinland ein und vertrieb die Franzosen. Damit endete die französische Ära. Vieles, was die Franzosen eingeführt hatten, wie die Justizreform, Säkularisierung, Aufteilung der Ländereien übernahm der jetzt zuständige preußische Staat.
Text : Manfred Porten, Willi Bömerich, Silvia Mintgen-Bömerich
Quellen

  • Willi Bömerich, Obermendiger Chronik I, Mendig, Erscheinungsjahr 2016.
  • Willi Bömerich, Obermendiger Chronik II, Mendig, im Erscheinen.
  • Sabine Graumann: 1794 bis 1815 - Aufbruch in die Moderne. Die "Franzosenzeit", Rheinische- Geschichte, LVR, Köln/Bonn, 01.10.2012.
  • Felix Selgert, De Gryter Oldenbourg, Externe Experten in Poltik und Wirtschaft, Historische Zeitschriften / Beiheft N.F. 78, erschienen am 05.05.2020, Auflage: 1/2020; Seite 31 bis 64: Regine Jägers, „Enthousiasme et expertise“ – Der französische Präfekt Adrien de Lezay-Marnésia und sein Engagement für den kommunalen Wegebau im Rhein-Moseldepartement 1806-1810.
  • Wikipedia : Lezay-Marnésia

 

  • Die Stiftsmühle oder „der Herren Mühle“

Genau an diesem Ort, an dem Sie stehen, befand sich früher eine Mühle. Die sogenannte Stiftsmühle oder auch „der Herren Mühle“.
In der Obermendiger Geschichte standen zwei Fronhöfe im Mittelpunkt. Einmal der kleinere Fronhof des Prämonstraten- serinnenklosters Dünnwald (ehemaliger Mohrshof in der Ober-strasse) und der größere Florinshof des ehemals reichsunabhängigen Stiftes St. Florin zu Koblenz.
Zu beiden Fronhöfen gehörten Bannmühlen. Die Dünnwälder hatten eine Bannmühle – im Bereich der heutigen Straße „In den Mühlwiesen“ - die „Hohenrecher Mühle“. Und das Florinsstift betrieb direkt zwei Bannmühlen. Einmal die Erlenmühle und die Stiftsmühle des Florinsstiftes an diesem Platz. Die Bannmühlen standen in Verbindung mit dem von Kaiser Barbarossa 1158 erlassenen Gesetz zum sogenannten Mühlenzwang. Der Mühlenzwang verpflichtete alle Untertanen eines Grundherrn, ihr Getreide ausschließlich in der Kameralmühle, Zwangmühle oder Bannmühle mahlen zu lassen und sicherte somit dem Müller das über Jahrhunderte gleichbleibende Mahlgeld, das ihm von den Bauern für die Nutzung der Mühle zu entrichten war. Verstöße gegen das Bannrecht wurden mit Strafen belegt. Damit wurde ein Wettbewerb zwischen den Mühlen verhindert. Davon hatten allerdings viele Mühlenbetreiber nur wenig, da die Abgaben für das Regallehn an den Grundherrn häufig sehr hoch waren.
Der Türeingang der Stiftsmühle wies das Jahr 1723 als Erbauungsjahr auf, jedoch weist uns das Weistum von 1531 darauf hin, dass bereits 1531 eine Mühle vorhanden war, die zu der damaligen Zeit „der Herren Mühle“ benannt wurde.
Im Erdgeschoss des Mühlengebäudes befand sich die eigentliche Mühle, die durch ein außen befindliches Mühlrad betrieben und durch den daneben fließenden Obermendiger Bach oder Kellbach angetrieben wurde. In den darüber liegenden Geschossen befanden sich die Wohnräume des Müllers, der die Mühle vom Stiftsherren gepachtet hatte. Wie lange die Mühle ihren Betrieb aufrecht erhielt, ist nicht genau bekannt. Leider musste die Mühle 1949 wegen Baufälligkeit niedergelegt werden.

Ob Baufälligkeit der tatsächliche Grund gewesen ist, sei dahingestellt. Man sieht das die Mühle die Strasse einengt. Vielleicht fiel sie auch dem nach dem Abriss folgenden Ausbau der Strasse zum Opfer.

Wolfgang und Bärbel Schlags, die Inhaber des Florinshofes, erwarben einen alten Mühlstein, um an die alte Mühle an diesem Ort zu erinnern.

Der Obermendiger Heimatmaler Werner Portz malte ein sehr authentisches Gemälde mit der Mühle, dem alten Tor und der Laurentiuskapelle im Hintergrund.

Text: Frank Neideck mit Dank an Silvia Bömerich-Mintgen, Ulrike Niederelz und Stadtarchivar Rolf Breil für die Unterstützung bei der Recherche.

Quellen

  • Willi Bömerich, Obermendiger Chronik I, Mendig, Erscheinungsjahr 2016.
  • Ralf Nolden, „Der Florinshof zu Obermendig, Beispiel klösterlicher Herrschaft“
  • Wikipedia: „Bannmühle“, „Mühlenzwang“






 

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